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Nahezu jeder Mensch hat ein dominantes Auge. Wie man feststellt welches es ist, wie es sich auswirkt und wie man trainieren kann, dass die Dominanz nicht überhand nimmt, lest ihr im folgenden Beitrag.


Ein dominantes Auge zu haben, bedeutet letztlich nichts anderes, als dass das Bild des einen (dominanten) Auges, dem des anderen (nicht dominanten) vorgezogen wird. Dies geschieht, weil wir beim binokularen (lat. bi- für „zwei“ und lat. oculus für Auge) Sehen, aus zwei Winkeln ein Objekt betrachten. Die dabei einfallenden Lichtstrahlen unterscheiden sich. Sind diese Unterschiede nicht zu groß, werden sie im Gehirn zusammengefügt. Die Informationen des dominanten Auges werden über die des nicht dominanten gelegt.


Ursachen dafür, dass ein Auge den dominanten Part übernimmt, werden bisher nur in verschiedenen Theorien genannt. Einige gehen von der Bildung im Säuglingsalter aus, bei der sich z. B. die Position des Bettes mit einer Seite an der Wand auswirken kann. Andere Theorien stellen hingegen eine nicht durch eine Brille behandelte Sehschwäche eines Auges in den Vordergrund.

Eine wichtige Aufgabe des dominanten Auges ist die Einschätzung von Entfernungen und Geschwindigkeiten.

Nur ein geringer Prozentsatz (3-4%) der Menschen hat kein dominantes Auge. Ca. 2/3 der übrigen haben das dominante Auge auf der gleichen Seite wie die dominante Hand. Bei etwa ebenso vielen handelt es sich bei dem dominanten um das rechte Auge. Diejenigen, die als Linkshänder ein dominantes rechtes Auge oder als Rechtshänder ein dominantes linkes Auge haben, unterliegen einer Kreuzdominanz. Studien belegen, dass dieser Umstand bei Sportarten wie z. B. Golf von Vorteil ist.


Wie bekomme ich heraus, welches mein dominantes Auge ist?


Dafür gibt es unterschiedliche Verfahren, die sich im groben Ablauf ähneln.


Möglichkeit 1:


Bild 1: Beide Augen und dominantes Auge geöffnet

Bild 2: Nicht dominantes Auge geöffnet


Man streckt die Arme und hält die angewinkelten Hände mit dem Handrücken zu sich selbst so, dass sich die Spitzen der gestreckten Zeigefinger (alle Finger sind gestreckt) und die der Daumen so berühren, dass sie ein Dreieck ergeben (siehe Bild 1). Durch dieses Dreieck visiert man nun einen Punkt an, der einige Meter (2-10) entfernt ist. Wichtig ist, dass man mit beiden Augen durch das Dreieck guckt und den Punkt sieht. Dann schließt man nacheinander erst das eine, dann das andere Auge. Die Position der Hände bleibt unverändert. Einmal sollte man den anvisierten Punkt weiterhin sehen, beim anderen Mal sieht man ihn nicht mehr. Das Auge, mit dem man den Punkt noch sieht, ist das dominante Auge.

Die erste Variante zur o. g. Möglichkeit ist, die Finger (bis auf Daumen und Zeigefinger) nicht zu strecken.



Die zweite ist es, dass man das Dreieck, also das Guckloch, verkleinert, in dem man den Zeigefinger und Daumen der einen Hand über die der anderen schiebt. Das bietet sich an, wenn man kein Ziel in größerer Entfernung wählen kann.


Möglichkeit 2:

Die Ausgangsposition ist wie bei Möglichkeit 1, nur das man nun beginnt die gestreckten Arme zu beugen und die Hände, während man weiter durch das Dreieck den anvisierten Punkt ansieht, in Richtung Gesicht zu bewegen. Die Hände werden bis nah vor das Gesicht geführt. Dabei wird letztendlich das Dreieck vor dem dominanten Auge zum Stehen kommen. Diese Möglichkeit bietet sich bei Personen an, die Probleme damit haben nur ein Auge zu schließen.

Man findet im Internet noch weitere Möglichkeiten, die aber fast alle auf eine der beschriebenen zwei Möglichkeiten zurückzuführen sind.


Nun werden sich einige vielleicht fragen, warum so ein Aufheben um die Geschichte mit dem dominanten Auge gemacht wird. Im Folgenden versuche ich anhand von drei Beispielen darzustellen, welche Auswirkungen im Alltag ein dominantes Auge haben kann. Diese Auswirkungen halten wir für relativ normal, weil wir um die Wirkung des dominanten Auges nicht wissen.


Beispiel 1:



Möglicherweise ist das Phänomen bekannt, welches Schulkinder gelegentlich trifft. Meist passiert dies nach den Sommerferien, wenn ein Lehrer oder ein anderer Grund die Notwendigkeit einer neuen Sitzordnung fordern.

Ein dabei beobachtetes Phänomen ist, dass es Schüler gibt, die bis zu den Ferien gute Leistungen geboten haben und nach den Ferien plötzlich in ihren Leistungen abfallen.

Dies kann daran liegen, dass der betroffene Schüler (dominantes Auge rechts) durch den Sitzplatzwechsel auf der rechten Klassenseite sitzt und sein dominantes Auge mehr von den Dingen mitbekommt, die vor dem Fenster passieren, als vom Tafelanschrieb des Lehrers. Um dem Tafelanschrieb des Lehrers zu folgen, müsste er seinen Kopf etwas drehen, um mit dem dominanten Auge die Tafel zu sehen. Dass eine solche Kopfhaltung mit der Zeit aber anstrengender ist, als den Kopf in der geraden entspannten Position zu halten, leuchtet ein. Letztlich wird er wieder die entspannte Haltung einnehmen.

In dem Zusammenhang fragen Sie sich mal, auf welcher Seite der Bildschirm Ihres PC steht. Selbst eine unbewusste leicht gedrehte Kopfhaltung kann die Ursache für die Nackenschmerzen am Abend sein. Den Bildschirm probehalber gerade vor sich oder auf der anderen Seite zu positionieren, könnte Abhilfe schaffen.


Beispiel 2:



Es gibt immer wieder beim Fußball diesen einen Flügelflitzer, der an der Außenlinie entlang Richtung gegnerischen Tor saust, dann aber statt in die Flankenposition zu laufen in die Spielfeldmitte läuft und dort ggf. Räume besetzt, die für andere Spieler gedacht sind. Ich rede hier jetzt nicht unbedingt von Arjen Robben, der für diese Art der Flügelläufe bekannt war und so zahlreiche Tore erzielt hat. Bei ihm kam noch entscheidend hinzu, dass er als reiner Linksfüßer auf der rechten Außenbahn keine Flanken aus dem Lauf schlagen konnte, sondern den Ball erst auf seinen linken Fuß umlegen musste. Die Gründe, die dagegen sprachen, den rechten Fuß für Flanken zu trainieren, sind mir nicht bekannt.

Ein Grund jedenfalls für das in die Mitte laufen, statt auf der Außenposition zu bleiben, könnte das dominante Auge sein. Diesmal im „Zusammenwirken“ mit einer anderen automatischen Reaktion unseres Körpers. Unterstellen wir mal, dass unser namenloser Flügelflitzer auf seiner rechten Spielfeldseite mit einem dominanten rechten Auge unterwegs ist. Was passiert also, wenn er Richtung Tor oder in die Spielfeldmitte gucken möchte? Er muss den Kopf drehen, damit sein dominantes Auge alles Wichtige erblicken und an den visuellen Kortex übermitteln kann. Der visuelle Kortex ist ein Teil unseres Gehirns, in dem visuelle Wahrnehmungen, einfach gesagt, in Bewegung umgesetzt werden.

Während man im Sitzen bei zunehmenden Spannungsschmerz durch die verdrehte Haltung nur seinen Kopf wieder in die entspannte Position drehen kann, kommt in der Bewegung noch ein zweites Phänomen hinzu, welches das Abdriften unseres Außenspielers in die Mitte möglicherweise erklärt. Der Körper folgt dem Kopf. Diese einfache Weisheit ist aus verschiedensten Sportarten bekannt.

Im vorliegenden Beispiel kann es also den Außenspieler, der seinen Kopf zur Wahrnehmung der Situation in der Spielfeldmitte gedreht hat, dazu veranlassen, seine Position zu verlassen und sich in eine zu bringen, aus der eine Flanke nicht mehr möglich, sondern nur ein weiterer Lauf, vorzugsweise in die Spielfeldmitte, die einzige Option ist.


Beispiel 3:



Ist eigentlich mehr ein Selbstversuch. Sobald es die aktuelle Lage mal wieder hergibt, besuchen Sie Kino, Theater oder ein Konzert. Achten Sie selbst mal darauf, wo Sie sich hinsetzen oder auch hinstellen. Sollten Sie, aufgrund Platzmangels, an einem Ort sitzen oder stehen, den Sie üblicherweise nicht wählen würden, achten Sie nach der Veranstaltung auf evtl. Schmerzen im Nacken- oder Halsbereich und fragen Sie sich, ob Ihnen die Veranstaltung so gut wie sonst gefallen hat.

Tatsächlich kann die richtige Sitzplatzwahl im Kino beeinflussen, ob uns ein Film gefällt oder nicht.


Das dominante Auge ist also ein spannendes und nicht zu vernachlässigendes Thema. Tatsächlich ist neben Veränderungen wie der beispielsweise genannten Umplatzierung des PC-Monitors oder des Sitzplatzwechsels in Schule, Kino oder Konzert, auch das Training des nicht dominanten Auges möglich. Dieses soll dazu bewegt werden, mehr Aufgaben des dominanten Auges zu übernehmen.

Hierzu wird in der Regel das dominante Auge verdeckt und das nicht dominante Auge durch regelmäßiges Training mit verschiedenen Übungen langsam an die Aufgaben des dominanten Auges herangeführt.


Im Life Kinetik Programm ist das Augentraining, welches unter anderem auch das Training des nicht dominanten Auges umfasst, fester Bestandteil.

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